Und wer nimmt den Hund

Komödie von Martin Rauhaus und Marcus Grube mit Marion Kracht und Michael Roll

Nach 25 Ehejahren, 2 Kindern, Haus und Hund, geht der Ehe zwischen Doris und Georg langsam aber sicher die Luft aus. Die Versuchung in Gestalt der 20 Jahre jüngeren Laura naht und die Ehe steht endgültig vor dem Aus. Wer eine Schlammschlacht erwartet muss umdenken. „Wir hatten unsere Zeit"... so Georg und Doris. Und weil sie immer alles richtig gemacht haben, gehen sie auch gemeinsam in die Trennungsanalyse.

EURO-Studio Landgraf / Komödie Winterhuder Fährhaus Hamburg

Kritiken

Borkener Zeitung vom Samstag, 22. April 2023

Kulturgemeinde präsentiert Komödie "Und wer nimmt den Hund?"
Vergnügliche Auswüchse der Eifersucht

Von Dorothea Nattefort

Borken. In der Komödie "Und wer nimmt den Hund?" wurde die Krise der Lebensmitte zum Thema eines höchst unterhaltsamen Abends im Rahmen der Theaterreihe der Kulturgemeinde.

Eine seit 25 Jahren währende Ehe, zwei Kinder, ein Hund und ein Haus in der besten Wohngegend: Gregor und Doris könnten zufrieden sein und die Freiheit genießen, nachdem die Kinder aus dem Haus sind. Aber es kommt, wie es mit dem Blick auf die hohen Scheidungsraten kommen muss. Gregor findet eine neue Liebe. 30-jährig, ein Teenager in der Augen der eifersüchtigen Doris. Und sie bedauert die Neue angesichts des Altersunterschieds: "Sie hat nun ein Brot im Kühlschrank, das jeden Tag mehr schimmelt."

Im Gespräch mit der Therapeutin ist jede Menge Raum für gegenseitige Anschuldigungen und bissige Dialoge. Das Stück arbeitet das Typische an Scheidungssituationen heraus und zeigt dabei deutlich das besonders komische, weil auch wiedererkennbare Element. Der arme Gregor leidet unter Rückenproblemen, so dass er nicht mehr so gelenkig performen kann, und Doris kommentiert gehässig: "Verkaufst du es ihr noch als besonders einfühlsames Vorgehen?"

Aber die Rückblicke auf das eigene Leben, den Beginn der Beziehung und die erste verliebte Begegnung haben auch ihre melancholischen Momente. Was ist aus den Träumen des damals jungen Paares geworden? Wo ist man falsch abgebogen? "Man will das doch alles verstehen", sagt Doris verzweifelt. Gregor trifft seine neue Flamme genau da, wo er seine Doris getroffen hat - vor dem großen Quallenbecken in dem Aquarium, wo er es schon früh zum Museumsdirektor geschafft hat.

Entlarvend und ganz unsentimental wird so die Sehnsucht gezeigt, dieses neue Prickeln noch einmal erleben zu dürfen. Das alles ist nachvollziehbar, und so werden die Figuren zu Sympathieträgern. Das Publikum verfolgt amüsiert die Auswüchse der Eifersucht, als das Auto der Geliebten plötzlich brennt, woran Doris offensichtlich nicht ganz unbeteiligt ist. Gregor wiederum ist für die zerstochenen Reifen am Auto des neuen Liebhabers von Doris verantwortlich. Aber nachdem sich Gregor als Rückenpatient mit einem Bandscheibenvorfall outen muss, sucht seine neue Flamme Laura das Weite, und Gregor ist wieder allein. Dann muss der Hund eingeschläfert werden. Die Trennungswilligen kommen sich wieder näher, die alte Zusammengehörigkeit flammt wieder auf.

In einer flachen Boulevadkomödie wäre das nun mit dem Tanz zu einer italienischen Schmonzette das Ende des Stücks. Aber so leicht mach man es sich nicht: Doris möchte nicht der Trostpreis sein.

Marion Kracht und Miachel Roll in den Hauptrollen sind alte Hasen des Schauspiels. Man kennt sie aus vielen Fernsehspielen, Krimis und Serien. Mit ihrem großartigen Spiel bescherten sie dem Publikum eine vergnüglichen Theaterabend.