Kritik aus der Borkener Zeitung vom 23.01.2023
Konzert in der Stadthalle
Tango für die Ohren, weniger für die Beine
Borken (csp). Das Cuarteto SolTango ist am Samstagabend in neuer Besetzung nach sechs Jahren in die Stadthalle Vennehof zurückgekehrt. Die dritte Veranstaltung der Borkener Konzertreihe wurde mit Tangoklängen von Thomas Reif (Geige), Andreas Rokseth (Bandoneon), Karel Bredenhorst (Cello) und Martin Klett am Klavier zu einem musikalisch-exotischen Höhepunkt.
Ein Tanzpaar hatten die Musiker nicht mitgebracht und sie hätten es auch nicht gut gefunden, wenn Besucher in den großzügigen Freiräumen der Stadthalle einen Tango getanzt hätten. "Wir spielen konzertanten Tango aus der goldenen Ära, der Blütezeit des Tango in den 1930er und 1940er Jahren. Das ist ewas zum Zuhöhren", erklärte Martin Klett vor dem Konzert. "Und, ja, Astor Piazzollas 'Mumuki' haben wir auch im Programm. Aber außer Piazzolla gibt es unzählige Komponisten und eine riesige Tangoliteratur, die man präsentieren kann."
So genossen die 200 Zuhörer Tangos, Milongas, Tangowalzer und argentinischen Zamba von Troilo, D'Arienzo, Pugliese, Salgán, Gobbi und Francini. Auch, wenn es dem Publikum nicht bewusst war, so hörte und spürte doch jeder die Besonderheiten des Klangs, die Phrasierungen, die Percussions-Effekte und die rhythmische Ausgelassenheit, die man in der europäischen klassischen Musik so nicht kennt.
Die Borkener Irmhild und Wolfgang Kösters haben sich diese Konzert explizit ausgesucht. "Ich erwarte schöne, beschwingte Musik", sagte Irmhild Kösters vor dem Konzert. Im Internet hatte sie sich über das Cuarteto schlau gemacht. In der Pause zeigte sich das Paar sehr zufrieden. Wolfgang Kösters: "Meine Frau geht ganz in der Musik auf. Ich lasse meine Gedanken schweifen, mache mir Gedanken, wie es zu dieser Musik gekommen ist. Dass das Bandoneon ursprünglich aus Deutschland kommt, war mir neu. Dann überlege ich, wie es in Argentinien wohl in diese Musik gekommen ist."
Die drei achtjährigen Klavierschülerinnen Lisa-Marie Meding, Hannah Sofie Dolberg und Lilly Kreyerhoff waren wohl die jüngsten Zuhörerinnen. Mit Musikschullehrerin Veronika Maskimovas besuchten sie das Konzert. Sie kannten zwar die Instrumente, wussten aber nicht genau was sie erwartete. Tango hatten sie in den zwei Jahren Klavierunterricht auch noch nicht gespielt. Doch in der Pause war klar, was ihnen besonders gefiel: "Der Tango, der Einsatz des Cellos und das Zusammenspiel von Geige und Klavier", erklärte Lisa.
Nach Ovationen des gesamten Publikums und zwei Zugaben ("wenn sie noch nicht gehen wollen, bleiben wir natürlich auch noch") endete das Konzert mit einer Autogrammecke im Foyer. Voller Stolz präsentierte Lisa die CD-Hülle ihrem Papa. Die Autogramme mussten noch trocknen. Lisa wird die Musik in nächster Zeit noch oft anhören, sagte sie.