Theater: Die Niere

Schauspiel mit Dominic Raacke, Katja Weizenböck u.a.

Haben Sie sich auch schon einmal die Frage gestellt, was Sie bereit wären, für Ihren Partner zu tun? Bürgen, lügen … eine Organspende? Vor dieser Frage steht plötzlich Arnold, ein erfolgreicher Architekt, nachdem er gemeinsam mit seiner Frau Kathrin bei einer Vorsorgeuntersuchung war. Er ist kerngesund, doch bei ihr wurde ein Nierenleiden festgestellt, weswegen sie eine Spenderniere braucht. Was nun? Die beiden  erwarten jeden Augenblick Besuch von ihren Freunden Diana und Götz, mit denen sie einen sensationellen Auftrag feiern wollen, den Arnold an Land gezogen hat. Doch nun steht ganz klar die Frage im Raum: Ist Arnold bereit, seiner Frau eine Niere zu spenden? Er ist überfordert und zögert – umso mehr Überraschung löst sein Freund Götz bei allen Beteiligten aus: Er hat die passende Blutgruppe und bietet sofort an, eine Niere für Kathrin zu spenden. Nun bricht ein regelrechter Hahnenkampf um die Organspende aus, bei dem alle Beteiligten Federn lassen müssen.

Stefan Vögel hat eine Komödie geschrieben, die nicht an die Nieren, sondern ans Herz geht. Seine Ping-Pong-Dialoge werfen die Frage auf, woran sich eine Liebesbeziehung misst.

von Stefan Vögel
Regie: Martin Woelffer, Bühne und Kostüme: Stephan Fernau

mit Dominic Raacke, Katja Weitzenböck, Jan Klingel/Laina Schwarz und Ralf Komorr

Komödie am Kurfürstendamm

Kritiken

Kritik aus der Borkener Zeitung vom 21.02.2024

Theater in der Stadthalle
Ensemble begeistert mit Boulevardspiel

Von Dorothea Nattefort

Borken. Mit einem eigentlich ernsten Thema bescherte das mit Dominic Raake und Katja Weizenböck hochkarätig besetzte Ensemble der Komödie am Kurfürstendamm den Besuchern in der Stadthalle einen vergnüglichen Abend.
Kathrin und Arnold kommen von einer Vorsorgeuntersuchung nach Hause. Mit Freunden soll ein Auftrag gefeiert werden, den Arnold mit seinem Firmenpartner Tim als Architekt an Land gezogen hat. Arnold ist in bester Laune, stolz auf den Erfolg. Kathrin kommt dazu, rückt mit der Nachricht heraus, dass sie unter Niereninsuffizienz leidet, eine Spenderniere braucht. Wartezeit: sechs Jahre. Da trifft es sich doch gut, dass Arnold als Spender infrage kommt. Aber er windet sich, dramatisiert die Gefahren.
Es ist amüsant zu betrachten, wie er versucht, einen Ausweg aus dem moralischen Dilemma zu finden. Kathrin ist natürlich sehr enttäuscht. Sie lehnt ihn schließlich als Spender ab. Oder doch nicht?
Freund Götz bietet sich spontan als Spender an. Für ihn ein Akt der Nächstenliebe. Das setzt Arnold unter Druck. Der Verweis auf den Turm, den Arnold entworfen hat, wird immer mehr zum Symbol für sexuelle Potenz, die jetzt infrage gestellt ist, und Arnold führt sich als Platzhirsch auf.
Bis zur Pause genoss das Publikum das gekonnte Boulevardspiel. Allen voran von Dominic Raake und Katja Weizenböck, die nicht nur das bissige Dialogspiel berrschen, sondern auch in Mimik und Körpersprache sehr überzeugend Peinlichkeit, Empörung, Beleidigtsein vermitteln. Im zweiten Teil der Komödie erfuhr  dies noch eine Steigerung. Denn das Publikum war mit der Nachricht in die Pause geschickt worden, dass es eine Verwechslung im Labor gegeben hatte. Es war nicht Kathrin, die eine Niere brauchte, sondern Arnold.
Nach der Pause spielte Raake sein komödiantisches Repertoire richtig aus: Das Publikum erlebte seine Verwandlung vom smarten, erfolgreichen Architekten zum weinerlichen, gedemütigten Patienten. Schlaff, ungekämmt, ohne Körperspannung schlurfte er selbstmitleidig über die Bühne und sorgte für Lachsalven beim Publikum. Am Ende ist er der Gelackmeierte, seine Affären sind aufgeflogen, sein Charakter entlarvt, seine Frau verlässt ihn.
Das Publikum hatte einen Heidenspaß.