Wunschkinder

Schauspiel von Lutz Hübner und Sarah Nemitz

Mit Martin Lindow, Carolin Fink, Katharina Heyer, Natascha Hirthe, Josepha Grünberg, Lukas Schöttler, Regie: Volker Hesse

Inhalt
ELTERN WERDEN IST NICHT SCHWER, ELTERN SEIN …
Bettine und Gerd haben ein Problem: Ihr Sohn Marc, der vor ein paar Monaten mit Ach und Krach sein Abi geschafft hat, hängt seitdem zuhause rum und tut nichts als schlafen, Fernsehen, kiffen, den Kühlschrank leerfressen und Party – und das natürlich inklusive Wäschewasch-Service in elterlicher ‚Vollpension’. Keine Initiative, kein Plan in Sicht. Nichts. Das treibt besonders Vater Gerd zur Weißglut, der als leitender Bauingenieur eines internationalen Konzerns lösungsorientiertes Handeln gewöhnt ist. Genauso könnte man einen Pudding nach dem Sinn des Lebens fragen, klagt er. Doch Druck hilft nicht. Und Diskussionen schon gar nicht! Aber ganz raushalten und einfach machenlassen, wie es Bettines alleinerziehende Schwester Katrin vorschlägt, ist auch keine Lösung. Dabei meinen es Bettine und Gerd doch nur gut. Was haben sie bloß falsch gemacht?
Aber dann lernt Marc Selma kennen, die in puncto Zielstrebigkeit sein genaues Gegenteil ist: Sie holt an der Abendschule gerade ihr Abi nach, hat zwei Jobs und kümmert sich auch noch um ihre psychisch labile Mutter Heidrun, die als Köchin in einer Werkskantine arbeitet. Aus den beiden ungleichen 19-Jährigen wird ein Liebespaar. Und endlich scheint es auch aufwärts zu gehen mit Marcs Antriebskraft. Er und Selma wollen sogar zusammenziehen.
Doch dann ist Selma plötzlich schwanger.
Sofort startet Bettines und Gerds Fürsorge-Wahn. Sie machen sich an die Zukunftsplanung für Sohn und Enkelkind in spe. Dafür sind Eltern ja schließlich da! Nur Selma und Marc hat noch niemand gefragt …

Das erfolgreiche Autorenduo Hübner/Nemitz beschäftigt sich in „Wunschkinder“ nicht mehr mit Eltern von Grundschulkindern und ihren Sorgen um den Übergang ins Gymnasium (wie in ihrem Theaterhit „Frau Müller muss weg“). In „Wunschkinder“ geht es um größere Kinder – und entsprechend größere Probleme. Warum sind aus den süßen Sprösslingen so antriebslose Null-Bock-Erwachsene geworden, die nicht wissen wollen, wie es in ihrem Leben weitergehen soll?

Euro Studio Landgraf

Kritiken

Kritik aus der Borkener Zeitung vom 23.01.2020

"Wunschkinder" stößt auf geteiltes Echo

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Das als komische bis tragische Familienstudie angekündigte Theaterstück "Wunschkinder" stieß am Dienstagabend in der Stadthalle Vennehof auf ein geteiltes Echo: "Ich finde das ganz amüsant und witzig, besonders weil ich Kinder in dem Alter habe", sagte eine Besucherin in der Pause. "Wir sind wahrscheinlich nicht intelligent genug, den Sinn dahinter zu verstehen. Für uns ist das etwas inhaltsleer", hielten zwei Stammbesucher dagegen.

Sechs Schauspieler standen vor den gut besuchten Zuschauerrängen auf der Bühne nebeneinander, als sich der Vorhang hob. Vater, Mutter, deren Schwester, Selma und deren Mutter. Sie spielten vor und auf einer Besuchertribüne, mehr gab es als Bühnenbild nicht.

Das Autorenduo Lutz Hübner und Sarah Nemitz beschäftigte sich in "Wunschkinder", eine Produktion der Konzertdirektion Landgraf, nicht mehr mit Eltern von Grundschüler und den Sorgen beim Übergang aufs Gymnasium wie in ihrem Theaterhit "Frau Müller muss weg". In "Wunschkinder" ging es um ältere Kinder - und entsprechend größere Probleme.

Warum sind aus den süßen Sprösslingen antriebslose Null-Bock-Erwachsene geworden, die nicht wissen, wie es in ihrem Leben weitergehen soll? Problemorientiert versuchte Marcs Vater, die Situation zu lösen. Die Abiprüfung des Sohnes war schon ein halbes Jahr her, und seine Zeit hatte er seitdem mit Party, Schlafen und dem Service von "Hotel Mama" verbracht.

"Wenn ich meinen Sohn treffen will, brauche ich nur nachmittags um halb vier vor dem Kühlschrank zu stehen", schoss Papa einen seiner ironischen Pfeile ab. Später, nachdem die Eltern erfahren hatten, dass ihr Sohn seine Freundin geschwängert hatte, sagte er: "Das Erste, was Marc zustande bringt, ist ein Kind."

Dessen Tante trat in der Vermittlerrolle zwischen Sohn und Eltern auf. Jedoch verpuffte ihr Appell, sich aus Marcs Leben herauszuhalten. Zu weit hergeholt erschien bei der Relativierung der Familienprobleme ein Vergleich mit einer Frau aus Eritrea, die Benzin getrunken hatte, um nicht zu verdursten.

Vater und Mutter wollten nur helfen, boten finanzielle Unterstützung an und auch, das Baby zu übernehmen. Doch Marc und Selma konnten sie es nicht recht machen. Die Konflikte eskalierten immer mehr, alles brach auseinander. In der Schlussszene berichtete die Tante, was aus allen geworden war: "Über Marc sagen seine Freunde, dass er genauso ein Arschloch wie sein Vater wird."

Martin Lindow, Carolin Fink, Katharina Heyer, Natascha Hirthe, Josepha Gründberg, Lukas Schöttler unter der Regie von Volker Hesse bekamen viel Applaus für ihre überzeugende Darbietung vor spärlicher Kulisse. Falls der zweistündige Familienkonflikt auf der Bühne bei einigen Besuchern zu Diskussionen über Erziehungsfragen geführt haben sollte, hätte das Stück sein Ziel erreicht.

[„Wunschkinder“] ist noch keine zwei Minuten alt, da sind die Zuschauer bereits mitten drin im Grundkonflikt, dem Nervenspiel der Generationen, von dem die Autoren (…) pointiert erzählen.
BOCHUM Sven Westernströer, WAZ, 31.05.2016

Presseauszüge zur Uraufführung am 29.05.2016 am Schauspielhaus Bochum (Auftragswerk) und zur Produktion am Renaissance Theater Berlin:

 „Wunschkinder“ ist ein ausgezeichnetes Stück für alle, die sich im Theater mit Alltagsproblemen auseinander setzen wollen.
BOCHUM Stefan Keim, nachtkritik.de, 29.05.2016

Die Uraufführung (…) wird schwer gefeiert, wohl auch weil sich viele im Saal in den handfest gezeichneten Figuren wiedererkennen. Solche Themen hat daheim am Küchentisch schon mancher durchgekaut (…). (…) Die Konflikte sind genau beobachtet, süffisant zugespitzt.
BOCHUM Sven Westernströer, WAZ, 31.05.2016

 „Wunschkinder“ – großes Theater
Standing Ovations für das publikumsnahe Autoren-Duo.
BOCHUM Max Florian Kühlem, Rheinische Post, 01.06.2016

Alltagssituationen, die jeder irgendwie kennt
In „Wunschkinder“ [geht es] um die Abnabelung der Jugendlichen vom Elternhaus. (…) Der Text ist wie immer bei Hübner ausgefeilt, pointiert und trifft die Sache auf den Punkt. Schon zu Beginn, wenn Vater Gerd dem entspannt Musikhörenden Filius mal auf den Zahn fühlt, wie seine Pläne außer Partys aussehen, und Marc nur leicht genervt fragt: »Was liegt an?«, ist klar, das hier noch einiges zu klären ist. (…) Ein sehenswerter, nachdenklich stimmender Abend.
BOCHUM Antje van Bürck, Theater pur, 01.06.2016

Begeistert beklatschte Premiere
Eltern haben es auch nicht immer leicht.
[„Wunschkinder“] handelt von den geballten Projektionen, Erwartungen und Enttäuschungen, die in diesem Clash der Generationen aufeinanderprallen.
BERLIN Patrick Wildermann, Der Tagesspiegel, 02.02.2017