Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

Schauspiel von Edward Albee

Mit Leslie Malton, Felix von Manteuffel, Judith Hoersch, Urs Stämpfli
Regie: Claudia Prietzel & Peter Henning

George und Martha sind seit 20 Jahren verheiratet. Für sie, die Tochter des College-Präsidenten, und ihn, den Geschichtsprofessor an diesem College, haben sich die zarten und leidenschaftlichen Bande der Liebe im Laufe der Ehejahre in die Ketten einer unentrinnbaren Ehehölle verwandelt. Diese Ketten setzen sie unermüdlich einer gnadenlosen Zerreißprobe nach der anderen aus.

Das tun sie auch heute, an dem Abend, der die endgültige Entscheidung herbeiführen soll: Es ist spät, zwei Uhr in der Nacht, sie kommen reichlich alkoholisiert von einem Fest nach Hause, aber Martha hat noch Gäste eingeladen - ohne Wissen ihres Mannes. Der Alkohol fließt in Strömen, und der junge, aufstrebende Biologieprofessor Nick und seine von ihm zärtlich "Honey" genannte Frau werden gleich nach ihrem Eintreffen zu hilflosen Zeugen eines heftigen Streits der Eheleute, bevor Martha und George das blauäugige Pärchen gnadenlos und ohne Rücksicht auf eigene Verluste immer tiefer in die Grabenkämpfe ihres Beziehungskrieges hineinziehen ...

Als Martha mit Nick schließlich in der Küche verschwindet und Honey - hilflos betrunken - auf den Badezimmerfliesen wilden Wahnvorstellungen erliegt, fasst George den Entschluss, die größte Lebenslüge seiner Frau - die Illusion von der Existenz eines Sohnes, den sie nie hatte, zu zerstören und Martha unwiderruflich in die Realität zu stoßen.

Als der neue Tag sein Licht auf das Schlachtfeld wirft, gibt es keine Sieger, aber es gibt Hoffnung …

Münchener Tournee

Kritiken

Kritik aus der Borkener Zeitung vom 06.12.2018

Theaterklassiker von Edward Albee in der Stadthalle
Ehekrieg amüsiert die Zuschauer

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Wenn sich ein Ehepaar auf der Bühne zerfetzt, kann das für das Publikum sehr witzig sein. So auch am Dienstagabend in der Stadthalle im Vennehof bei der Aufführung von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?", dem Theaterklassiker von Edward Albee.

Die vorangstellte Einführung (Anm.: Text vom Regisseur Peter Henning) hielt an diesem Abend der Borkener Hinrich Petersen. Er wies auf den Generationenkonflikt in den 60er Jahren hin, der ein wesentliches Theater dieses Stückes in der Bearbeitung von Alisa und Martin Walser ist. Das 1962 uraufgeführte Schauspiel zeigte, wie sich Georges (Felix von Manteuffel) und Marthas (Leslie Malton) Ehe nach 20 Jahren abgenutzt hat und wie sie sich gegenseitig mit Gemeinheiten bekämpfen. Martha unterjocht George, weil die vielversprechende Ehe zu einer großen Enttäuschung geführt hat. George kontert mit List und gezielten Gemeinheiten ihre Vorwürfe. Und der Kampf der beiden wird bis zum bitteren Ende nicht im stillen Kämmerchen geführt, sondern vor dem jungen Paar Nick (Urs Stämpfli) und Honey (Judith Hoersch), das Martha nach einem Emfpang nächtens noch eingeladen hatte.

In drei Akten, die mit "Spaß und Spiele", "Walpurgisnacht" und "Exorzismus" überschrieben sind, wird in der Nacht, in der sehr viel Alkohol fließt, immer mehr über die Träume und Lebenslügen des alternden Paares aufgedeckt. Die Demütigungen nehmen zu, und auch das junge Paar Nick und Honey wird dabei nicht ausgelassen. "Mach den Hausherrn fertig, haben wir jetzt gespielt. Was spielen wir jetzt? Gib's dem Geist", leitet Georg den letzten Akt ein, in dem er seine Ehefrau an ihrem wunden Punkt trifft und den imaginären Sohn sterben lässt.

Kleine Wortspielereien sorgten für Lachen bei den Zuschauern, verbale Gemeinheiten entlockten ihnen einige "Ohs". Überzeugend brachten die vier Schauspieler das Stück auf die Bühne, vielleicht etwas zu leise für die große Stadthalle und etwas zu gezügelt, erwartete man doch bei dem "nächtlichen Alkoholexzess" eher lautere und ausholendere Dialoge und Wutausbrüche.

"Martha, wunderbar in all ihren Facetten gespielt von Leslie Malton, ist attraktiv, temperamentvoll, gleichzeitig vulgär und hemmungslos. George mit seinem wilden, weißen Haarschopf, wirkt erst einmal recht gemütlich, gibt sich ignorant und schluckt die Bosheiten. Felix von Manteuffel spielt den Georg lauernd, immer darauf bedacht, eine boshafte Pointe zurückzuschießen. Man ahnt die Rache ..."
Katharina Vähning