Lehman Brothers. - Aufstieg und Fall einer Dynastie

Schauspiel von Stefano Massini

Mit Oliver Severin, Paul Kaiser, Nikola Norgauer, Konstantin Gerlach, Wolfgang Mondon, Sebastian Gerasch
Inszenierung: Johannes Pfeifer

2008 meldet die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz an. Der größte Unternehmenscrash in der US-Geschichte erschüttert weltweit die Finanzmärkte. Der Name Lehman wird zum Symbol eines ungezügelten, dem Untergang geweihten Kapitalismus. Vorausgegangen ist ein 150-jährige Firmengeschichte, die mit der Emigration dreier Brüder aus einem Dorf bei Würzburg beginnt. Das Stück erzählt vom atemberaubenden Aufstieg der Lehman-Brüder zur Dynastie. Von den Anfängen im Tuchwarenhandel, von der Gründung der eigenen Bank, vom Weg an die Spitze der New Yorker Finanzwelt. 150 Jahre Lehman Brothers, das heißt auch 150 Jahre Kapitalismus made in USA: die Erfindung der Jeans, das Entstehen der New Yorker Börse, die Investitionen in den Krieg, der Bau des Panamakanals, die Erfolge der Unterhaltungsindustrie. Hier wird erlebbar, wie in einem Spiel mit einfachen Regeln das Gewinnstreben Einzelner den Einsatz für alle erhöht. Wie immer waghalsigere Geschäfte nicht nur das eigene Schicksal gefährden, sondern ein ganzes System ins Wanken bringen. Ein spannender Abend, der die subjektive Sicht der Handelnden miterlebbar macht.

Grandiose Premieren in Dresden, Köln, Linz, Luzern, Hannover und München!

Das Stück wurde am 30. November 2015 im Piccolo Teatro Grassi in Mailand in der Kategorie „Bestes neues italienisches Stück“, als „Beste Produktion des Jahres“ ausgezeichnet.

Enorm, tollkühn, nie dagewesen!

Wie ein moderner Brecht.

a.gon Theater GmbH München

Kritiken

Kritik aus der Borkener Zeitung vom 22.11.2018

Lehman-Geschichte in beeindruckenden Szenen

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Mit dem Namen "Lehman Brothers" verbindet wohl jeder den Skandal aus dem Jahr 2008, als die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmeldete. Die 100-jährige Entwicklungs- und Erfolgsgeschichte des Geldhauses brachte ein sechsköpfiges Ensemble in der Inszenierung von Johannes Pfeiffer am Dienstagabend auf die Bühne der Stadthalle Vennehof.

In dem zweistündigen Stück des italienischen Erfolgsautors Stefano Massini aus dem Jahr 2015 zeigten die Schauspieler, wie die jüdischen Lehman-Brüder vor 100 Jahren aus Deutschland auswanderten, um sich in den USA den amerikanischen Traum zu erfüllen. Sie hatten große Träume und setzten sie beharrlich in die Tat um. Sie begannen mit einem Stoffhandel, wurden Zwischenhändler für Baumwolle und nach dem Sezessionskrieg Kreditvermittler für den Staat Alabama. Sie beteiligten sich am Wiederaufbau. Die Lehman Brothers Bank for Alabama war gegründet.

Die Brüder betrieben eine Rohstoffbörse, entwickelten die Eisenbahn und wurden Mitglied der New Yorker Börse. Immer ging es weiter nach oben.

Die Besonderheit von Massinis Stück war der schnelle Wechsel zwischen Erzählung und kurzen szenischen Aktionen, bei der die sechs hervorragenden Schauspieler ständig in neue Rollen und Verkleidungen schlüpfen mussten. "Massini hat uns nur reinen Text gegeben, ohne Rollenangaben. So zu spielen und zu erzählen, das ist reine Schauspielkunst, das macht Spaß", erklärte Paul Kaiser dem Publikum vor der Aufführung.

Das machte den Theaterbesuch regelrecht zum "Dokumentarfilm" über die Lehmans. Im Hintergrund liefen Originalfilme der jeweiligen Zeit ab, die punktgenau zum Geschehen passten. Der Bau des Panamakanals, die Autoproduktion in Amerika, Bilder der Welkriege, der Atombombe auf Hiroshima - alles mitfinanziert von den "Brüdern".

Die Generationen wechselten. Überzeugend spielte das Ensemble Sechsjährige und 90-jährige Greise. Das Ende der "Dynastie" nahte mehrmals, doch die Brüder bekamen es immer wieder in den Griff. Nicht aber die gierigen Spekulanten, die Lehmans übernahmen und in die Insolvenz führten.

"Jeder muss sich seine eigenen Gedanken machen", hatte Kaiser vor dem Stück gesagt. Die Fragen, die sich jeder stellen musste, waren: "Wie weit darf man gehen? Wo muss es Regulatoren geben?". Viel Beifall gab es für die ausgezeichneten Leistungen von Oliver Severin, Paul Kaiser, Nikola Norgauer, Konstantin Gerlach, Wolfgang Mondon und Sebastian Gerasch.