Kritik aus der Borkener Zeitung vom 07.12.2024
Kulturgemeinde Borken
Theater-Ensemble überzeugt mit "Drei Männer im Schnee"
Von Dorothea Nattefort
Borken. Der Wetterbericht meldet weiterhin wechselhaftes Schmuddelwetter. Man sehnt sich eigentlich nur nach Punsch, Plätzchen und Wohlfühlfilmen auf der Couch. Wer sich am Donnerstagabend auf den Weg in die Stadthalle gemacht hatte, bekam das passende vorweihnachtliche Nostalgieprogramm - ein Theaterabend wie eine warme Wolldecke.
Das Ensemble von Lange und Leder setzte in Bühnenbild und Kostüm konsequent auf eine Schwarz-Weiß-Optik und ließ so die Stimmung alter Filmtheater aufleben. Der Inhalt ist schnell erzählt: Ein schwerreicher Unternehmen gibt sich in einem feudalen Hotel als armer Schlucker aus, der den Hotelaufenthalt als zweiten Preis bei einem Preisausschreiben gewonnen hat.
Der Gewinner des ersten Preises reist auch an. Und dieser Mann ist wirklich arm und arbeitslos. Die Hotelangestellten verwechseln die beiden und halten nun den eigentlich armen Arbeitslosen für den Millionär, umsorgen ihn und lesen ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Der eigentliche Millionär wird in einer armseligen Dachkammer des Hotels einquartiert und fortlaufend immer wieder vom Personal gedemütigt.
Erich Kästner schrieb die Verwechslungskomödie im Jahr 1934 - in auch für ihn ganz persönlich düsteren Zeiten. Diese Komödie jedoch ist ganz und gar nicht düster, sondern charmant und leichtfüßig und mit einem Happy End.
Der eigentliche Millionär erweist sich als großherziger Menschenfreund, der arme Schlucker ist ein überaus symphatischer junger Mann und bekommt am Ende nicht nur eine leitende Stellung sondern auch das Mädchen - die Tochter des schwerreichen Unternehmers. Den Charme der Vorlage arbeitet das Ensemble in seiner Inszenierung sehr gelungen heraus, die Optik unterstützt das Spiel dabei auf eine ganz besondere Weise. Der treue Kammerdiener Kesselhut, der zusammen mit Tochter und Hausdame dem Millionär Tobler nachgereist ist, sorgt dafür, dass neben dem heiteren Grundton der Komödie auch Slapstickelemente ihren Platz finden - ein wenig angelehnt an Dinner for One.
Die Inszenierungsidee ging absolut auf: Das Publikum hatte am Donnerstagabend im Vennehof seinen Spaß an diesem Wohlfühlabend und spendete dem Ensemble lang anhaltenden Beifall.